Auch in Gutach leben Menschen, die vor allem wegen des Krieges in Syrien aus ihrer Heimat geflüchtet sind. Manche von ihnen wohnen seit einigen Monaten im alten Rathaus und im Rahmen der Computertruhe durften wir ein paar Bewohner bereits etwas näher kennenlernen.
Ähnlich wie in vielen anderen Gemeinschaftsunterkünften konnten die Bewohner bisher nur das Mobilfunknetz mit den damit verbundenen Nachteilen (vergleichsweise hohe Kosten, eingeschränktes Transfervolumen, z. T. eingeschränkter Empfang etc.) verwenden, um ins Internet zu gelangen.
Aus diesem Grund hatten wir Ende November 2015 damit begonnen, mit einem selbst erstellten Freifunk-Flyer die Nachbarn davon zu überzeugen, einen Teil ihrer Internetbandbreite für die Bewohner des alten Rathauses zu spenden.
Erfreulicherweise haben wir zwei Menschen gefunden, die auf der anderen Straßenseite wohnhaft sind und zu diesem Zeitpunk sogar schon ihre WLANs für die Geflüchteten geöffnet hatten. Da sie jedoch bei etwaigen illegalen Aktivitäten seitens Dritter, z. B. Urheberrechtsverletzungen, als Störer haftbar gewesen wären (siehe Störerhaftung), kam ihnen die Freifunkoption sehr gelegen.
Somit konnten wir in unmittelbarer Nähe zum alten Rathaus zwei Freifunkknoten installieren, die beide direkt mit einem Internetzugang verbunden waren. Unglücklicherweise war das neue Freifunknetz nur um den Johlibrunnen und vor dem alten Rathaus wirklich gut nutzbar, so dass wir weiter nach einer besseren Lösung suchten.
Annette brachte deshalb das Thema „Internetversorgnung altes Rathaus Gutach“ Ende 2015 im Gutacher „Freundeskreis Integration“ ein. Sie war maßgeblich daran beteiligt, dass der Freundeskreis, der Gemeinderat, Bürgermeister Urban Singler und der Verein Kirchliche Sozialstation St. Elisabeth e. V., welcher ein Büro im alten Rathaus unterhält, die Freifunk-Idee unterstützten.
Ursprünglich war geplant, dass die Gemeinde Gutach einen neuen DSL-Anschluss finanziert und der Internetzugang anschließend den Flüchtlingen von uns via Freifunk zur Verfügung gestellt wird. Nachdem sich allerdings der Vorstand der Sozialstation offiziell dazu bereit erklärte, einen Teil der Internetbandbreite des DSL-Anschlusses des Gutacher Büros mit den geflüchteten Menschen zu teilen, genügte es, vom vorhandenen Budget der Gemeinde drei WLAN-Router anzuschaffen.
Nachdem wir diese mit der Freifunk-Software ausgestattet hatten, trafen wir uns am 30. März mit Herrn Singler und einem IT-Verantwortlichen der Sozialstation im alten Rathaus, um die Freifunkknoten zu installieren. Das Netz ist also nun vier Wochen aktiv und wird rege von den Bewohnern genutzt.
Bei den in der Grafik sichtbaren weißen Punkten handelt es sich um die einzelnen Freifunkknoten. Die beiden Knoten mit den Namen freifunk-gutach-altes-rathaus-1 und freifunk-gutach-altes-rathaus-2 sind die, welche wir bei den Nachbarn auf der anderen Straßenseite platziert haben. freifunk-gutach-altes-rathaus-3, freifunk-gutach-altes-rathaus-4 und freifunk-gutach-altes-rathaus-5 sind die neu hinzugekommenen Freifunkknoten, die die Gemeinde Gutach beigesteuert hat. Eine Verbindung zum Internet haben hierbei die Geräte 1 bis 3, wodurch der Internetzugang deutlich an Stabilität gewinnt.
Die Linien zwischen den Knoten zeigen an, welche per WLAN miteinander verbunden sind. Umso grüner, desto besser ist die Verbindungsqualität. Zu unserer Überraschung konnten wir bisher immer eine direkte Verbindung zum Knoten mit der Nummer 2 im Wohnhaus gegenüber beobachten. So können wir auf die geplante Richtfunkstrecke problemlos verzichten.
Die kleinen roten Punkte stehen im Übrigen für die am Netz angemeldeten Endgeräte, wie z. B. Smartphones oder Laptops.
Für alle, die sich gerne das gesamte Freifunknetz anschauen möchten und detaillierte Informationen suchen, bietet die Freiburger Community den sogenannten Meshviewer an.