CDU-MdB Peter Weiß stellt sich den Fragen der „Bürgerlobby“

Das Kampagnen-Netzwerk Campact hatte im Rahmen einer bundesweiten Dialogwoche zum Thema Atomausstieg die Bundestagsabgeordneten der Regierungskoalition zu öffentlichen Diskussionen in ihren Wahlkreisen eingeladen. Laut Campact stellten sich lediglich 18 Abgeordnete den Fragen der „Bürgerlobby“ – darunter auch der CDU-Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Emmendingen-Lahr Peter Weiß. Bei einer von der Bürgerinitiative „Energiewende Waldkirch“ organisierten Veranstaltung im Waldkircher „Hirschen” traf er am 30. Mai auf ungefähr 40 Bürger, die mit ihm über den Atomausstieg und die Energiewende diskutieren wollten.

Der Sprecher der Energiewende Waldkirch, Bernhard Baumann, eröffnete den Abend mit einigen allgemeinen Worten zur Bürgerinitiative, erwähnte einige der in der Vergangenheit durchgeführten Aktionen, stellte kurz die aktuelle Campact-Kampage „Bürgerlobby“ vor und erzählte von bisherigen Gesprächen mit dem Bundestagsabgeordneten, die meist ohne Presse und unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfanden und wohl selten von Erfolg gekrönt waren.

Danach übergab er das Wort an Peter Weiß, der kurz vor der Ankunft in seinem Wahlkreis noch einer Sitzung der CDU/CSU-Bundestagsfraktion mit der „Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung” in Berlin beiwohnte, über die er berichtete.

Weiß stellte zudem den Bericht der Ethikkommission vor, der zusammen mit dem von den Koalitionsparteien CDU/CSU und FDP ausgearbeiteten Konzept die Basis für ein Gesetzespaket sein soll, welches bereits kommenden Montag vorgestellt werden soll. Es bleibt abzuwarten was aus dem Bericht der Ethikkommission tatsächlich im Gesetzespaket landet. Folgende Punkte sollen laut dem Bundestagsabgeordneten jedoch darin eingearbeitet werden:

  • Die acht bereits abgeschalteten Atomkraftwerke werden nicht mehr ans Netz gehen.
  • Der schwarz-gelbe Atomausstieg wird im Vergleich zum bisherigen rot-grünen auf 2021 vorgezogen. Dabei betonte Peter Weiß mehrmals, dass 2022 definitiv kein einziges AKW mehr am Stromnetz angeschlossen sein wird.
  • Bis dahin müssen zehn Gigawatt Leistung von neuen Kraftwerken erbracht werden.
  • Dazu sollen bzw. müssen Gaskraftwerke gebaut werden.
  • Um die in Deutschland übliche lange Planungsphase zu verkürzen, damit diese neuen Gaskraftwerke schneller errichtet werden können, soll ein Planungsbeschleunigungsgesetz ratifiziert werden.
  • Das benötigte Gas soll zu je einem Drittel aus Norwegen, Rußland und anderen Ländern importiert werden.
  • Außerdem ist der Kauf zusätzlicher CO2-Zertifikate geplant.
  • Der derzeitige Anteil erneuerbarer Energie in Höhe von 17 % soll verdoppelt werden.
  • Energie- und Klimafond sollen aufgestockt werden.
  • Die Elektromobilität wie auch energieintensive Industrien sollen in Form von Subventionen finanziell unterstützt werden.
  • Der Beschluss sieht vor, dass kurzfristig Kohlekraftwerke und ein Atomkraftwerk eingeschaltet werden können. Dabei soll das ausgesuchte Atomkraftwerk nur in den beiden Winterhalbjahren bis 2013 aktiviert werden können, um eventuelle Stromlücken aufzufüllen.
  • Des Weiteren soll der Stromverbrauch bis zum Jahr 2020 um 10 % gesenkt werden. Hier sprach Weiß vor allem Gebäudesanierungen und eine höhere Energieeffizienz an.

Nachdem der Bundestagsabgeordnete seinen Bericht über die aktuelle Lage und die geplanten Veränderungen seitens der Regierung beendet hatte, eröffneten die beiden Moderatoren Karl-Heinz Hagel und Hansjörg König die Frage- und Diskussionsrunde.

Der erste Themenkomplex drehte sich hauptsächlich um die Probleme der Kerntechik und dem Ausstieg aus selbiger.

Wolfgang Schäfer, Sprecher der Energiewende Waldkirch, stellte beispielsweise die Frage inwiefern der Ausstieg bis zum Jahr 2021 überhaupt realisierbar sei, und ob Reststrommengen von älteren Anlagen auf neuere übertragen werden könnten. Weiß antwortete darauf, dass die Übertragung von Reststrommengen aus eigentumsrechtlichen Gründen nur die Kernkraftwerke Krümmel und Mülheim-Kärlich beträfen. Dabei sollten diese ebenfalls nicht länger als bis zum Jahr 2021 betrieben werden.

Auf die Frage eines Mitglieds der BUND Ortsgruppe Waldkirch, ob sich die Ethikkommission zur Problematik der Atommüllentsorgung und der Suche nach Endlagerstätten geäußert hat, erwiderte Weiß lediglich, dass die Endlagersuche nun wieder ergebnisoffen durchgeführt werden soll. Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) hatte in der Vergangenheit mehrfach dafür plädiert, andere potentielle Standorte für ein Endlager zu suchen, was jedoch durch die Länder stets verhindert wurde. Übrigens auch durch das damals von der Union regierte Baden-Württemberg – was Weiß jedoch nicht erwähnte.

Auch für die Kosten des Ausstiegs interessierten sich einige Diskutanten. Eine klare Antwort konnte Abgeordneter Peter Weiß nicht nennen, aber er verwies unter anderem auf die Kernbrennstoffsteuer – besser bekannt als Brennelementesteuer. Allerdings war von Seiten der schwarz-gelben Regierungskoalition im Zuge der Energiewende bzw. der Zurücknahme der Laufzeitverlängerung eine Abschaffung der Brennelementesteuer im Gespräch. Eine Entscheidung soll am 6. Juni stattfinden. Wir sind gespannt.

Der sich nach oben entwickelnde Strompreis sei laut Weiß und dem ebenfalls anwesenden Vorsitzenden des regionalen CDU-Arbeitskreises „Ländlicher Raum und Energie“, Stefan Gerbig, für die Industrie – auch in Waldkirch – ein größeres Problem. Einige Anwesende sahen dies jedoch anders und verwiesen beispielsweise auf die SICK AG, die trotz eines höheren Preises Ökostrom bezieht. Wolfgang Schäfer erklärte, dass die Stromkosten für die meisten herkömmlichen Betriebe mit ca. 5 % nur einen ziemlich kleinen Teil der Gesamtkosten ausmachen würden, und dass bisherige Stromspreisanstiege seitens der Industrie auch nicht beklagt worden seien. Auf diese Bemerkung hin ruderte Weiß etwas zurück und meinte im Verlaufe des Abends mehrmals, dass die von ihm genannte Problematik vor allem energieintensive Industrien, wie die Aluminium- oder Chemieindustrie, beträfen. Diese müssten unbedingt subventioniert werden, damit sie nicht ins Ausland abwandern.

Mehrere Diskussionsteilnehmer sprachen auch die Problematik der AKW-Haftpflichtversicherung an. Das von der Atomlobby immer wieder betont geringe Restrisiko scheint wohl noch immer für jedwede Versicherung viel zu hoch und somit unkalkulierbar zu sein. Auf die Frage, ob hierzu etwas im Konzept der Regierungskoalition stehe, musste Weiß leider passen und verwies darauf, dass es geplant sei die verbleibenden Atomkraftwerke sicherheitstechnisch nachzurüsten.

Die Stilllegung des benachbarten französischen Atomkraftwerks Fessenheim war natürlich ebenfalls ein für die Diskutanten wichtiges Thema. Hierzu erwähnte der Bundestagsabgeordnete allerdings nur die mehrfachen, aber erfolglosen Vorstöße gegen Fessenheim seitens der ehemaligen Landesregierung.

Die Frage wieso man den Menschen permanent Angst vor Stromausfällen und einem hohen Strompreis mache, wobei Studien belegen, dass die Mehrzahl aller Stromkunden bereit wären höhere Kosten für sauberen Strom zu bezahlen, blieb leider unbeantwortet.

Der Terrorismus, der – wie wir wissen – laut CDU überall auf uns lauert, spielte bei der Ausarbeitung des Ausstiegskonzepts übrigens keine Rolle. Weiß erklärte, dass keine zusätzlichen Maßnahmen gegenüber früheren Beschlüssen vorgesehen seien. In diesem Zusammenhang sind auch die freiwilligen Stresstests aller europäischer Atomkraftwerke erwähnenswert, die etwaige Terroranschläge einfach ausklammern.

Erneuerbare Energien waren Thema des zweiten Diskussionsblocks, in dem der Abgeordnete Weiß zunächst darüber informierte, was diesbezüglich im Ausstiegskonzept vorgesehen sei.

Dabei erwähnte er die Errichtung von zehn Offshore-Windparks und den damit verbundenen Netzausbau. Die bisherigen Planungs- und Bauzeiten für Überlandleitungen sollen von zehn auf vier Jahre verkürzt werden und eine Kompetenzverlagerung beim Netzausbau von den Bundesländern auf den Bund durchgeführt werden. Erreicht werden sollen diese Forderungen nächste Woche durch eine Anpassung des Netzausbaugesetzes.

Aus dem Publikum kam die Kritik, dass mit der geplanten höheren EEG-Einspeisevergütung für Offshore- und eine Verminderung für Onshore-Windkraftanlagen nur die Macht der „vier Großen“ gesichert werden solle. Gerbig erwiderte hingegen, dass im Gegensatz zu anderen Ländern die deutschen Windkraftanlagen weiter von der Küste entfernt stehen würden und darum die Anbindung ans Stromnetz teurer sei. Ohne eine Förderung würde sich seiner Meinung nach niemand mit solchen Projekten auseinandersetzen. Die Gründe für die höhere Entfernung zur Küste wurden nicht konkret erläutert. Es könnte sich rein um die Sichtbarkeit der Anlagen von Land aus, aber auch um umweltschutzbezogene Motive handeln.

Das schwarz-gelbe Ausstiegskonzept sieht neben dem Ausbau der Windenergie und des Stromnetzes unter anderem auch die Entwicklung neuer Speichertechnologien vor und möchte die Förderung von Solaranlagen verringern. Hierzu kam aus den Reihen des Publikums die Forderung einer Förderung „kleiner Einheiten“ und nicht nur der großen Energieversorger.

Weiterhin beschäftigte mehrere Anwesende die Frage, inwieweit nicht nur die großen Atomkonzerne Zugang zu Bundeskanzlerin Angela Merkel hätten, sondern ob auch diverse Umweltverbände oder Stadtwerke die Chance auf  Gespräche mit ihr hätten. Wie unschwer zu erwarten war meinte Weiß, dass alle Parteien gleichermaßen Gehör finden würden.

Auch auf einige Bedenken hinsichtlich Umweltverschmutzung oder Bürgerrechtsverletzungen, die teilweise durch erneuerbare Energien entstehen – genannt wurden der Siliziumabbau in China oder der Nahrungsmittelanbau für die Energiegewinnung, und wie die Bundesregierung gedenkt damit umzugehen, ging Weiß nicht ein. Ebenso wenig wurde Annette Linders (PIRATEN) Frage beantwortet, inwiefern die Regierung versucht die Energiewende auf EU-Ebene voranzubringen.

Gegen Ende der Veranstaltung stand die Region im Mittelpunkt der Diskussion. Der Bundestagsabgeordnete wurde gefragt, ob er sich dort beispielsweise für weitere Standorte für Windkraftanlagen einsetzen könne. Weiß verwies jedoch auf die Gemeinden und die Regionalverbandsversammlung, worauf er keine direkte Einflussnahme hätte, was von mehreren Anwesenden so nicht akzeptiert wurde. Allerdings soll der Landkreis Emmendingen in ein nicht näher genanntes Bundesumweltprogramm aufgenommen werden.

Laut der Bürgerinitiative war der Sozialpolitiker Peter Weiß im Großen und Ganzen besser auf die energiepolitische Diskussion vorbereitet als in vergangenen Gesprächen. Und obwohl er so gut wie möglich versuchte das Energiewende-Konzept der Bundesregierung zu verkaufen, waren viele der erwähnten Punkte für die Anwesenden nicht nachvollziehbar oder widersprüchlich. Außerdem liegt der Verdacht nahe, dass die Regierung auf Biegen und Brechen versucht die Entstehung dezentraler Strukturen zur Stromerzeugung zu unterbinden bzw. zu bremsen. Deshalb wollen wir und die gesamte „Bürgerlobby“ der Regierung in den kommenden Wochen genau auf die Finger schauen und beobachten inwieweit die Erkenntnisse und Forderungen der Ethikkommission umgesetzt werden.

Reststrommengen
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Piratenpartei Baden-Württemberg mit neuem Vorstand

Pressemitteilung des Landesverbandes Baden-Württemberg zum gestrigen Landesparteitag:

Beim Landesparteitag der Piratenpartei Baden-Württemberg am 4.6.2011 in Kehl wählten die anwesenden Mitglieder einen neuen Vorstand.

Der bisherige Politische Geschäftsführer André Martens aus Denzlingen wurde mit 79 Prozent der Stimmen zum neuen Vorsitzenden des Landesverbands gewählt. Der 40-jährige verheiratete Familienvater und Diplom-Informatiker ist Software-Ingenieur und Betriebsratsvorsitzender bei einem Halbleiterunternehmen in Freiburg. In seiner Rede plädierte er dafür, den politischen Gegner wieder stärker anzugehen und die Arbeit der neuen grün-roten Landesregierung kritisch zu begleiten. Er lobte den engagierten Wahlkampf zur Landtagswahl 2011 und die dabei erzielten Erfolge.

Stellvertreter wurde Carsten Lenz, der bisher Beisitzer im Landesvorstand war. Der 35-jährige verheiratete Systemadministrator hat 2 Kinder. 53,3 Prozent der Stimmen entfielen nach einem harten Wettbewerb gegen seine Konkurrenten auf ihn. Er möchte die begonnene Professionalisierung der Partei vorantreiben.

Als Schatzmeister ist Thomas Weber, 45-jähriger Geschäftsführer und Familienvater aus Karlsruhe, in seinem Amt bestätigt worden. Er wurde für seine bisherige Arbeit mit 93,3 Prozent der Stimmen belohnt.

Neuer und gleichzeitig alter Generalsekretär ist Gunther Mieke, 45-jähriger Familienvater aus Steinhausen bei Biberach, tätig im System Development. Er bekam 85 Prozent der Stimmen und strebt die Harmonisierung der Mitgliederverwaltung mit den anderen Landesverbänden an.

Sven Krohlas, 28, Informatikstudent aus Dettenheim ist neuer Politischer Geschäftsführer. Mit 76,1 Prozent der Stimmen setzte er sich gegen drei Mitbewerber durch. Als Internet-Radiomoderator ist Krohlas besonders aktiv in der Förderung von jungen und unabhängigen Künstlern.

Florian Zumkeller-Quast, 20 Jahre, bekam bei der Wahl zum Beisitzer 79,2 Prozent der Stimmen. Ute Hauth, 46 Jahre, bisher stellvertretende Kreisverbandsvorsitzende in Konstanz, wurde mit 70,8 Prozent der Stimmen zur Beisitzerin gewählt.

Das neue Landesschiedsgericht besteht aus Stefan Urbat, Marco Hauke und Bastian Haas.

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„Atomkraft Schluss!“

Während die von der Bundeskanzlerin Angela Merkel beauftragte „Ethikkommission für eine sichere Energieversorgung” am morgigen Samstag, den 28. Mai, zu ihrer Abschlusssitzung zusammenkommt, ruft ein breites Bündnis von Mitgliedern aus Umweltverbänden, Anti-Atom-Initiativen und Gewerkschaften unter dem Motto „Atomkraft Schluss!“ in über 20 deutschen Städten zu großen Demonstrationen für den Atomausstieg auf.

In Freiburg finden am Samstag ab 13:00 Uhr auf dem Stühlinger Kirchplatz hinter der Herz-Jesu-Kirche ebenfalls Kundgebungen sowie kulturelle und musikalische Beiträge statt. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen hierbei neben dem bundesweiten Ausstieg aus der Atomkraft, vor allem auf der Stilllegung der Atomkraftwerke in Fessenheim (Frankreich), Leibstadt und Beznau (beide Schweiz).

Mitglieder der Piratenpartei aus Freiburg und Emmendingen schließen sich diesem Aufruf an und werden auch an der Demonstration teilnehmen.

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Zensus 2011 – Wissen, was der Staat über dich wissen will

Nach 24 Jahren ist es wieder so weit: In Deutschland wird eine Volkszählung durchgeführt. Wenn man die Berichterstattung der Medien innerhalb der letzten Tage aufmerksam verfolgt hat, wird man schon vermehrt auf den Zensus 2011 gestoßen sein, der ersten gemeinsamen Volkszählung in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union, die zukünftig alle zehn Jahre durchgeführt werden soll.

Ab dem morgigen Montag, dem sogenannten Erhebungsstichtag, werden etwa 10% der Bevölkerung von zigtausenden Erhebungsbeauftragten bzw. Interviewern für den Zensus 2011 befragt. Diese Volkszähler erhalten pro Befragung eine Provision, die höher ausfällt, sofern man mit ihnen zusammen das Formular ausfüllt. Darum werden manche den ein oder anderen Bürger sicherlich dazu drängen die Angaben sofort zu machen. Aus Gründen des nicht gewährleisteten Datenschutzes ist jedoch davon tunlichst abzuraten. Man sollte sich außerdem bewusst sein, dass die NPD Anfang des Jahres ihre Mitglieder und Anhänger dazu aufgerufen hat, sich als Volkszähler zu melden, um mehr über „politische Stimmungen im Lande“ zu erfahren und linke Gruppierungen ausforschen zu können. Deshalb sollte man den Fragebogen auf jeden Fall ohne Anwesenheit des Interviewers ausfüllen – sofern man ihn nicht sowieso boykottiert – und anschließend an die passende Erhebungsstelle schicken.

Auch wenn man selbst keinen Fragebogen erhalten hat, ist es äußerst wahrscheinlich, dass man über die Gebäude- und Wohnungszählung erfasst wird. Dazu erhielten bereits 17,5 Millionen Wohnungs- oder Gebäudeeigentümer spezielle Formulare zugesandt, über die unter anderem auch ausführliche Informationen über Mieter gesammelt werden.

Oder man ist der Bewohner eines sogenannten sensiblen oder nicht-sensiblen Sonderbereichs. Nicht-sensible Sonderbereiche sind zum Beispiel Studentenwohnheime, Internate, Schwesternwohnheime oder Klöster. Unter sensible Sonderbereiche fallen hingegen Justizvollzugsanstalten, Krankenhäuser, psychiatrischen Kliniken, Behindertenwohnheime, Erziehungswohnheime oder Flüchtlingsunterkünfte. Hier werden die Bewohner ebenfalls nicht persönlich befragt, sondern nur über die Befragung informiert. Die jeweiligen Angaben werden von der Leitung der Einrichtung gemacht.

Der Zensus 2011 wird als registergestützt bezeichnet. Dies bedeutet, dass – ohne Mitwissen des Einzelnen – Daten der Meldeämter, der Bundesagentur für Arbeit und diverser anderer Ämter und Ministerien zusammengeführt werden. Die oben genannten Zählungen sind deshalb als Ergänzung zu dieser registergestützten Zählmethode zu sehen. Dass hier ohne sofortige Anonymisierung oder Pseudonymisierung der Daten gearbeitet wird, findet auch unser Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar bedenklich.

Wir Piraten kritisieren übrigens nicht den Zensus im Allgemeinen – ohne Volkszählungen werden die Bevölkerungsdaten mit der Zeit immer ungenauer – sondern in erster Linie die Menge der anzugebenden Daten, die teilweise gar nicht von der EU gefordert werden. Die Fragen nach Migrationshintergrund und Gläubigkeit, z. B. mit speziellen Untergliederung des Islams in schiitisch, sunnitisch und alevistisch, haben einen leicht fahlen Beigeschmack. Die Frage nach der Religion ist zwar die einzig freiwillige, aber sofern diese häufig genug beantwortet wird, könnte man damit problemlos etwa eine Liste aller bekennenden Schiiten erstellen.

Diese vielen, unanonymisierten Daten wecken Begehrlichkeiten und enthalten ein enormes Missbrauchspotenzial. Denn sie sind um ein Vielfaches wertvoller, als beispielsweise Datensätze, die Wirtschaftsunternehmen ansammeln. Und wie man weiß finden diese wahrlich nicht selten den Weg ins Internet – man erinnere sich an die vermutlich weit mehr als 77 Millionen Kundendatensätze aus dem Playstation Network, die Sony kürzlich entwendet wurden. Dass das Statistische Bundesamt über die Sicherheitsvorkehrungen keine Auskunft gibt, wirkt selbstredend nicht gerade beruhigend. Erst dieses Wochenende wurde bekannt, dass für die Online-Datenübertragung keine verschlüsselte Verbindung – wie sie beispielsweise beim Online-Banking üblich ist – eingesetzt wird. Aus der Vergangenheit weiß man, dass diese security by obscurity-Politik meist darauf zurückzuführen ist, dass die Sicherheitssysteme einer kritischen Hinterfragung nicht Stand halten würden.

Darüber hinaus lehnen wir den Zwang unter Bußgeldandrohung alle Daten anzugeben ab. Dies läuft vor allem dem Grundrecht auf informationelle Selbstbestimmung zuwider, welches am 15. Dezember 1983 vom Bundesverfassungsgericht formuliert wurde (Volkszählungsurteil) und sich aus der Menschenwürde (Artikel 1 Grundgesetz) und dem Recht auf freie Entfaltung der Persönlichkeit (Artikel 2 Absatz 1 Grundgesetz) ableitet (siehe Grundgesetz – I. Die Grundrechte).

Wer weitere oder detailliertere Informationen, Termine zu bevorstehenden Aktionen und Informationsveranstaltungen oder Hilfe für betroffene Bürger sucht, ist beim Arbeitskreis Zensus (Twitter: @zensus11) hervorragend aufgehoben.

Zensus 2011 wird als registergestützt bezeichnet. Dies bedeutet, dass – ohne Mitwissen des Einzelnen, welche Daten über ihn übermittelt werden – Daten der Meldeämter, der Bundesagentur für Arbeit und diverser anderer Ämter und Ministerien zusammengeführt werden. Die oben genannten Zählungen sind deshalb als Ergänzung zu dieser
registergestützten Zählmethode zu sehen. Dass hier ohne sofortige Anonymisierung oder Pseudonymisierung der Daten gearbeitet wird, findet auch unser Bundesdatenschutzbeauftragte Peter Schaar äußerst bedenklich [http://zensus11.de/2011/04/peter-schaar-uber-den-zensus/].
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Anti-Atom-Aktionstag am 25. April 2011

Am 26. April 2011 jährt sich die Katastrophe von Tschernobyl nun bereits zum 25. Mal und auch das Unglück in Fukushima ist weiterhin ein allgegenwärtiges Thema und zeigt uns wie unberechenbar, unkontrollierbar und somit gefährlich die nukleare Energiegewinnung ist. Darum finden am morgigen Ostermontag, dem 25. April, zahlreiche dezentralisiert organisierte Aktionen, Kundgebungen und Demonstrationen zum Thema Atomkraft in ganz Deutschland statt.

Zum Gedenken an die Opfer der Unfälle in Tschernobyl und in Fukushima findet ebenfalls morgen eine von der grenzüberschreitenden Umweltbewegung im Elsass, in der Nordschweiz und in Südbaden geplante Großaktion statt. Unter dem Motto „5 nach 12“ werden Menschen aus dem Dreyeckland gemeinsam eine halbe Stunde lang Brücken am Ober- und Hochrhein besetzen, um damit zu demonstrieren wie problematisch solche Nadelöhre im Falle einer Flucht vor einer atomaren Katastrophe in den Kraftwerken Fessenheim, Beznau oder Leibstadt wären.

Piraten aus dem Breisgau werden sich in Breisach und Neuf Brisach befinden, wo Stop Fessenheim und AntiAtomFreiburg ab 11:00 Uhr mit einer Auftaktkundgebung am Parkplatz am Kreisverkehr in Breisach den Aktionstag beginnen werden.

Um 11:45 Uhr soll sich ein Demozug auf die Rheinbrücke zwischen Breisach und Neuf Brisach in Bewegung setzen, auf der 20 Minuten später, um 12:05 Uhr, die symbolische Besetzung stattfinden soll.

Ab 12:45 Uhr sind noch einige kurze Redebeiträge und Musik auf der französischen Rheininsel geplant.

Das Ende der Veranstaltung wird voraussichtlich um 16:00 Uhr sein.

Weitere Informationen zu dieser und anderen geplanten Anti-Atom-Aktionen:

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Montags-Atom-Protest in Freiburg

Heute findet wieder der von der Anti-Atom-Gruppe Freiburg veranstaltete Montags-Atom-Protest statt, der wie gewohnt um 18:00 Uhr am Bertoldsbrunnen startet. Diesmal wird Axel Mayer (BUND-Geschäftsführer für die Region südlicher Oberrhein) eine Rede auf dem Augustinerplatz halten.

Kommt zahlreich vorbei und demonstriert mit uns gegen die Energiepolitik der schwarz-gelben Regierung.

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Piratenpartei behauptet sich trotz des Lagerwahlkampfs

Pressemitteilung des Landesverbandes zur gestrigen Landtagswahl in Baden-Württemberg:

Die Piratenpartei Baden-Württemberg hat bei der Landtagswahl 2011, verglichen mit der Bundestagswahl 2009, ihr Ergebnis mit 2,1 Prozent geringfügig verbessern können und dankt allen Wählern, die dies möglich gemacht haben. Damit ist die Piratenpartei mit Abstand die größte der sogenannten sonstigen Parteien.

Der allgemeine Abwärtstrend, der sich durch die vorherigen Landtagswahlen in anderen Bundesländern abzuzeichnen schien, ist mit diesem Ergebnis durchbrochen. „Dies ist insbesondere erstaunlich, als wir es mit einem starken Lagerwahlkampf zu tun hatten. Seit dem Streit um Stuttgart 21 und der Diskussion um die Gefahren der Atomenergie wegen der tragischen Zwischenfälle in Fukushima hatten viele Wähler nur noch ein Ziel: Ministerpräsident Mappus muss weg. Dies waren keine günstigen Bedingungen für uns“, so André Martens, Politischer Geschäftsführer des Landesverbands.

Noch während des Wahlabends trafen zahlreiche Mails von Sympathisanten beim Landesvorstand ein, in denen sich die Absender für ihr einmaliges taktisches Wählen entschuldigten und die Wichtigkeit der Piratenpartei hervorhoben.

„Ich war überrascht von der Intensität, mit der Grüne, SPD und auch einige Parkschützer gegen die PIRATEN Wahlkampf gemacht und zu taktischem Wählen aufgerufen haben, anstatt sich mit dem eigentlichen politischen Gegner zu beschäftigen. Das hat mich persönlich sehr enttäuscht“, so Martens.

„In diesem Wahlkampf hatten es kleine Parteien sehr schwer. Es war eine reine Lagerwahl – Inhalte abseits von Atomstrom und Stuttgart 21 sind völlig untergegangen. Dass wir unter diesen Bedingungen 2,1% der Stimmen holen konnten zeigt, dass wir langfristig Politik mitgestalten können“ ergänzt Sebastian Nerz, Vorsitzender des Landesverbandes.

„Der neuen Landesregierung wünschen wir alles Gute und die Kraft, die historische Chance auf einen politischen Wechsel auch zu nutzen. Wir werden sie als starke außerparlamentarische Oppositionspartei kritisch, aber konstruktiv begleiten. Im Wahlkampf wurden viele Versprechen gegeben, die es nun zu halten gilt.
Natürlich müssen wir auch unsere Fehler im Wahlkampf analysieren und schauen, wo wir vielleicht die Menschen noch nicht erreichen konnten und wo wir besser oder anders mit den Menschen kommunizieren müssen. Aber wir sind auf einem guten Weg und wir können jetzt mit Sicherheit sagen: Wir werden die Politik in Deutschland verändern. Wir sind gekommen, um zu bleiben“, so Nerz.

Die Piratenpartei hat diesen Wahlkampf mit einem Budget von 60.000 € bestritten. Das ist nicht einmal ein Zehntel des Budgets der Partei DIE LINKE, die bei dieser Wahl nur 0,7 Prozentpunkte mehr bekommen hat. Die zukünftig zu erwartende Parteienfinanzierung wird neue Möglichkeiten des Wahlkampfs erlauben.

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Vorläufige Ergebnisse der Landtagswahl im Wahlkreis Emmendingen

Ein langer und anstrengender Wahlkampf ist vorüber. Wir veranstalteten viele Infostände, wir besuchten Podiumsdiskussionen – leider nur als Gäste, plakatierten jede einzelne Gemeinde des Wahlkreises und unterstützten diverse Aktionen und Demonstrationen, welche sich mit unseren Zielen deckten.

Obwohl dies viel Arbeit war und auch einiges an privaten finanziellen Mitteln verschlang, hatten wir viel Spaß am Wahlkampf und sind deshalb – trotz des schwierigen Lagerwahlkampfes – sehr froh im ländlich geprägten Wahlkreis Emmendingen insgesamt 2,1 % aller Stimmen erhalten zu haben.

Dafür möchte wir uns recht herzlich bei allen Wählern bedanken, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben. Ebenso möchten wir allen Unterstützern danken, ohne die wir dieses Ergebnis sicherlich nicht erreicht hätten. Darunter befinden sich neben unseren Familien und Freunden vor allem die Freiburger Piraten und natürlich die Bezirksverbands- und Landesverbandsvorstände wie auch jede Menge weiterer Basispiraten und Freibeuter.

Doch hier nun das vorläufige Ergebnis der Landtagswahl im Wahlkreis Emmendingen:

Partei Stimmenanteile in Prozent
CDU 32,4
SPD 24,9
GRÜNE 30,4
FDP 4,3
DIE LINKE 2,3
REP 1,1
NPD 0,8
ödp 1,5
PBC 0,4
PIRATEN 2,1

Vorläufiges Ergebnis im Wahlkreis 49 Emmendingen

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart

Folgend die vorläufigen Ergebnisse aller Gemeinden im Wahlkreis:

Gemeinde Stimmenanteile in Prozent
Bahlingen am Kaiserstuhl 2,1
Biederbach 1,6
Denzlingen 2,1
Elzach 1,5
Emmendingen 2,4
Endingen am Kaiserstuhl 2,1
Forchheim 2,4
Freiamt 1,7
Gutach im Breisgau 2,1
Herbolzheim 2,0
Kenzingen 1,8
Malterdingen 1,0
Reute 1,4
Rheinhausen 1,6
Riegel am Kaiserstuhl 2,5
Sasbach am Kaiserstuhl 2,7
Sexau 2,5
Simonswald 2,2
Teningen 2,0
Vörstetten 2,1
Waldkirch 2,0
Weisweil 1,8
Winden im Elztal 2,1
Whyl am Kaiserstuhl 2,9

Vorläufiges Ergebnis der Gemeinden im Wahlkreis 49 Emmendingen

© Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart

Weitere Zahlen zur Landtagswahl 2011 findet man direkt beim Statistischen Landesamt Baden-Württemberg.

Wir werden natürlich auch nach dieser Wahl weiterhin im Emmendinger und Freiburger Umland präsent sein und freuen uns darauf die bereits bestehenden Kontakte zu den Bürgern zu pflegen und neue aufzubauen.

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